SEVENFRIDAY FREE-D 2 Test

SEVENFRIDAY FREE-D 2

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Die SEVENFRIDAY FREE-D 2 revolutioniert etablierte Traditionen in der Uhrenbranche. Der Zeitmesser kommt aus dem 3D-Drucker. Hier scheint nichts so zu sein, wie man es bisher kannte. Was verbirgt sich hinter dem Design, was wie aus einer anderen Welt zu kommen scheint?

Die Luxusuhr aus dem 3D-Drucker – mein YouTube Video

Die Uhr neu gedacht

Bei vielen Uhrenmarken ist die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes stehen geblieben. Mehr noch, sie läuft rückwärts. Zahlreiche Hersteller haben es geschafft, populäre Uhrendesigns aus dem 20. Jahrhundert in die Gegenwart zu übertragen. Oder sie besinnen sich zurück auf ihre Wurzeln und lassen legendäre Modelle wiederaufleben, die zuletzt vor vierzig oder fünfzig Jahren gefertigt wurden. Dabei bedienen sie sich Handwerkstechniken, die sich über die Jahrzehnte nicht groß verändert haben. Im Massenmarkt helfen zwar technische Innovationen, die großen Stückzahlen transportieren zu können. Aber gerade, wenn wir eine besondere Uhr tragen möchten und bereit sind, mehr auszugeben, freuen wir uns ganz besonders, wenn sie der Uhrmacher noch mit traditionellen Handwerkstechniken gebaut hat. Am besten in einer urigen Kammer und bei gedämpftem Licht, so wie in unserer Vorstellung. Das ist noch Qualität, oder?

Wie aber sähe eine Uhr aus, bei der man dieses über hundert Jahre alte, unangetastete Konzept mal eben über den Haufen werfen würde? Ohne historische Designs, ohne „es wurde schon immer so gemacht“-Mentalität und stattdessen mit einer Innovationkraft, durch die die Zeit in der Uhrenbranche wieder vorwärtsläuft. Die Smartwatch erfüllt doch genau diese Kriterien, könnte man anführen. Schon, aber dabei handelt es sich streng genommen nicht um eine Uhr, sondern ein Smartphone am Handgelenk. 

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SEVENFRIDAY FREE-D 2
Photo © 2022 by WATCHDAVID® David Drilling – All rights reserved

Es gibt jedoch Zeitmesser, die noch mechanische Armbanduhren sind, deren Erfinder ihre Fertigung aber grundlegend überdacht haben. Man findet sie beispielsweise bei SEVENFRIDAY, einer Schweizer Marke. 2012 gegründet, befindet sich ihr Hauptsitz in Zürich. SEVENFRIDAY war bisher vor allem für von der Industrie inspirierten Designs bekannt und stellt auch Kleidung und Brillen her. Große Aufmerksamkeit erregte bei Markteinführung die sogenannte P-Serie, deren ungewöhnliche Optik sich von so ziemlich allem unterschied, was man bis dahin gewohnt war.  

Das Geburtstagsgeschenk, das sich SEVENFRIDAY nun zum 10-jährigen gemacht hat, hat die Marke jedoch auf ein ganz neues Level gehoben. Kurzgesagt: man hat sich neu erfunden. SEVENFRIDAYS Antwort auf die Frage, wie man die Fertigung einer Uhr revolutioniert ist simpel wie genial: der 3D-Drucker.

Die inzwischen etablierten Maschinen sind keine Drucker im klassischen Sinne, sondern vielfältig einsetzbare Allrounder, mit denen von Bauteilen bis hin zu Einfamilienhäusern so ziemlich alles hergestellt werden kann. Warum nicht auch Uhren?

Wie von einem anderen Stern

SEVENFRIDAY FREE-D 2
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Brandaktuell ist die Kollektion FREE-D nicht, sondern Stand November 2022 immerhin schon acht Monate alt. Nach dem blauen Debüt FREE-D 1 folgen nun logischerweise die FREE-D 2 in rot und FREE-D 3 in schwarz. Erstere wird in diesem Uhren-Test geprüft. Vorab: beide Modelle sind auf eine sehr geringe Stückzahl von je nur 50 Exemplaren limitiert und kosten 4.040,- Euro. Gemessen an ihrer jetzigen Popularität kann man in Zukunft wohl mit einer starken Nachfrage und einem exorbitant hohen Wiederverkaufspreis rechnen.

Das 3D-Erlebnis beginnt schon, bevor man die Uhr gesehen hat. SEVENFRIDAY hat sich sichtbar Mühe gegeben, schon bei der Uhrenbox deutlich werden zu lassen, dass wir es hier mit einer Armbanduhr zu tun haben, die alles andere als gewöhnlich ist. Der würfelförmige Käfig ist schwierig zu beschreiben. Er ist grau, besitzt eine organische, wabenförmige Struktur und sieht so aus, als könnte er in jedem Moment atemberaubende Dinge tun, sich beispielsweise selbst umbauen, wie man es aus Transformers kennt. Öffnet man den Drehverschluss mit Logo, lässt sich der Würfel aufklappen und auseinanderfalten. Auf einer brückenähnlichen Konstruktion samt Kissen präsentiert sich nun die FREE-D 2 – ganz großes Kino! Bis auf das Kissen kommt die komplette Konstruktion fertig aus dem 3D-Drucker. Als Material wird PA11 Nylon verwendet. Dabei handelt es sich um Rizinusöl basierte Polyamide, deren Nachhaltigkeit seitens SEVENFRIDAY betont wird.

Über eine Schraube kann man das Kissen abnehmen, um so an die Uhr zu kommen.

Die SEVENFRIDAY FREE-D 2 am Handgelenk

SEVENFRIDAY FREE-D 2
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Am Handgelenk ist die FREE-D 2 eine Wucht. Das Gehäuse, vom Hersteller treffenderweise ‚Raumfahrtkapsel‘ genannt, ist schon für sich genommen nicht gerade klein. Es wird von einer markanten Schutzausrüstung eingeschlossen, die aus dem 3D-Drucker kommt und eine Art äußeres Skelett um das Gehäuse bildet. Dadurch wächst die FREE-D 2 auf stolze 52,8 Millimeter in der Breite und 55,4 Millimeter in der Höhe an. Über dem Handgelenk türmt sich der Zeitmesser stolze 23,7 Millimeter auf. Ihre brachiale Wirkung verfehlt die FREE-D 2 nicht. Vor dem Kauf solltet ihr euch also gut überlegen, ob ihr ein derart großes Modell tragen wollt und könnt. 

Optisch ist die SEVENFRIDAY FREE-D 2 eine Armbanduhr, die fasziniert und im Gedächtnis bleibt. Das Modell ist ein Blickfänger, gerade in Rot. Ihr dürft euch als Träger auf die Frage einstellen, was für ein eigenartiges Accessoire ihr eigentlich tragt. Kategorisierbar ist die FREE-D 2 nicht, was sie noch unkonventioneller macht. 

Ähnlich schwierig ist es, sie einer bestimmten Stilrichtung zuzuordnen. Der Zeitmesser mutet sehr modern an, verzichtet aber trotzdem auf digitale Technologie, welche ich bei einer futuristischen Uhr verorten würde. Auf eine gewisse Art und Weise wirkt das Modell wiederum traditionell, wenn man sich das Design des Lederbandes vor Augen führt.  

Die Raumfahrtkapsel im Detail

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Was zählt noch zum Gehäuse und was schon zum Zifferblatt und zum Armband? Das ist in der Tat eine schwierige Frage. Bei der SEVENFRIDAY FREE-D 2 verschwimmen diese klaren Grenzen, da die Designelemente der Uhr eine Einheit bilden. Den Rahmen der „Raumfahrtkapsel“ bilden drei quadratische, abgerundete Bauteile aus Titan der Klasse 5. Das leichte Hightech-Material ist überaus robust und verleiht der Uhr die nötige Stabilität. Gleichzeitig spart die FREE-D 2 ordentlich Gewicht ein. Die Titan-Elemente sind übrigens nicht gedruckt, sondern herkömmlich gefertigt worden. Ihre Verarbeitung ist hervorragend. 

Während der Testtage habe ich die FREE-D 2 am Handgelenk so gut wie gar nicht gespürt. Das hängt zum einen mit dem komfortablen Lederband zusammen, dazu aber später mehr. Zum anderen wird dies durch die Leichtbauweise ermöglicht. Trotz ihrer stolzen Größe wiegt die Uhr nur 70 Gramm. Dafür sorgen sowohl Titan als auch PA11. Selbst schwere Werkstoffe wie kratzfestes und widerstandsfähiges Saphirglas (auf wohlgemerkt beiden Gehäuseseiten) konnten trotzdem verbaut werden. 

Im Inneren dieser besonderen Uhr arbeitet ein Sellita SW300-1. Bei einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde kommt das Automatikwerk auf eine Gangreserve von 42 Stunden.

Zifferblatt und Armband der SEVENFRIDAY FREE-D 2

SEVENFRIDAY FREE-D 2
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Es hat bei mir ein wenig gedauert, bis ich mich auf die neue Lesart der Uhrzeit einstellen konnte. In der FREE-D 2 drehen sich ein Sekunden-, Minuten- und Stundenring. Sie sind größtenteils unter dem Zifferblatt versteckt. Die Uhrzeit wird also durch die skelettierten Aussparungen des Zifferblattes abgelesen. Dieses ist zweiteilig, besteht wie die Schutzrüstung aus Polyamiden und kommt direkt aus dem Drucker. Irgendwie erinnert es mich entfernt an einen Insektenpanzer. Volle und halbe Stunden sind auf dem Stundenring mit arabischen Ziffern gekennzeichnet. In derselben Weise hat SEVENFRIDAY auch die Minuterie strukturiert. Einziges Manko: Auf dem Sekundenring ist nur die 60-Minuten-Markierung vorhanden. Man kann also kaum sagen, ob die Minute gerade 30 oder 45 Sekunden alt ist. Das macht die Sekundenanzeige meines Erachtens überflüssig. Gebraucht habe ich sie im Alltag trotzdem nicht. 

Photo © 2022 by WATCHDAVID® David Drilling – All rights reserved

Die markante Polyamid-Struktur zieht sich bis zum Armband. Dieses ist recht dünn und ausgesprochen weich auf der Haut. Farblich passt es perfekt zur roten PA11-Struktur, die das Gehäuse schützt. Übrigens: selbst die Dornschließe kommt aus dem 3D-Drucker!

Mein Fazit zur SEVENFRIDAY FREE-D 2 

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Die FREE-D 2 ist mehr als nur eine aus Versehen in Serie gegangene Machbarkeitsstudie, wie dieser Uhren-Test zeigt. Mehr noch, der Zeitmesser aus dem Drucker beweist, dass er mit den traditionsreichen und etablierten Uhren am Markt mithalten kann. Ein spannendes Gegenstück für alle, die sich beim bisherigen Angebot im Premiumsegment gelangweilt haben. SEVENFRIDAYS gedruckte Uhr ist zwar nicht die erste ihrer Art, setzt das Konzept aber sehr ausgereift um und hat kaum Konkurrenz. Etwas vergleichbares gibt es schlicht und ergreifend nicht. 

Aktuell kostet das Modell 4.040,- Euro. Ein nicht gerade günstiger Preis. Grund dafür dürften mehrere Faktoren sein. Ein Volumenmodell ist die FREE-D 2 allein schon auf Grund ihrer 50-Stück-Limitierung nicht. Darüber hinaus dürfte der 3D-Druck (noch) ein kostspieliges Verfahren sein. Ich bin gespannt, ob SEVENFRIDAY einen Trend anstoßen kann und weitere Marken folgen werden. Wer weiß, vielleicht wird die Uhr aus dem 3D-Drucker bald keine Besonderheit mehr, sondern völlig selbstverständlich werden. Das wird aber erst die Zukunft zeigen. Ich bin gespannt.

Alle weiteren Links zur Uhr findet ihr im Folgenden.

Mehr über SEVENFRIDAY und die FREE-D 2

Die Luxusuhr aus dem 3D-Drucker – mein YouTube Video

FREE-D 2 Launch Video

Zum Store Locator bei SEVENFRIDAY

Noch mehr Modelle im Shop von SEVENFRIDAY

Galerie

Technische Daten

NameFREE-D 2

Referenznummer/

MarkeSEVENFRIDAY

KategorieUhr aus dem 3D-Drucker

Preis ab4.040,- Euro

Garantie2 Jahre

Gehäuse MaterialPA11 Polyamid / Titan

Diameter44.80 mm x 45.00 mm

Höhe14.90 mm (nur Kapsel)

UhrenglasAntireflexbeschichtung / Saphirglas

UhrentypAutomatik

Wasserdichtk.A.

Uhrwerk NameSellita SW300-1

Ganggenauigkeit42 Stunden

FunktionenMinute / Sekunde / Stunde

Ziffernblattfarbegrau, rot

Indizesarabische Ziffern

Armband Farbegrau / rot

Armband MaterialLeder

SchließeDornschließe / PA11 Polyamid

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