Kieser Design Tragwerk.T Test

Kieser Design tragwerk.T Review

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Mit der Kieser tragwerk.T erobert die Bionik auch die Uhrenwelt. Können wir nach dem Vorbild der Natur Uhren bauen, die noch robuster und leichter sind? Matthias Kieser hat mit der tragwerk.T eine Antwort auf diese Frage parat und stellt diesem Testbericht einen ganz besonderen Zeitmesser zur Verfügung…

Wie Kieser Design den Uhrenmarkt aufmischen will

Hier geht’s zum YouTube-Video – unbedingt reinschauen!

Matthias Kieser will den Luxusmarkt der Uhrenindustrie revolutionieren. Zum Erfolg soll ihn dabei ein Design führen, das die Branche so noch nicht gesehen hat. Für den radikalen Entwurf hat sich der Gründer von Kieser Design direkt von der Natur inspirieren lassen. Das Stichwort lautet Bionik: Konstruktion und Design erinnern – das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen – an eine Libelle. Damit einhergehend sollten dem Zeitmesser also auch die Vorteile eines Insektenkörpers in den Genen liegen. Die Idee finde ich skurril und gleichzeitig unfassbar spannend. 

tragwerk.T lautet der Name der ersten Uhr, mit der Matthias Kieser nun seit Oktober 2021 am Markt ist. Bei Veröffentlichung lagen bereits drei Jahre intensiver Planung und Entwicklung hinter dem Gründer. Dabei begann die Reise für Kieser, der einen Masterabschluss in Management und Technology an der TU München absolviert hat, eigentlich nur als Hobby, als Ausgleich zum fordernden Bürojob in der Finanzindustrie. 

Vom Hobby zur eigenen Marke

Kieser Design tragwerk.T Review
Photo © 2023 by WATCHDAVID® David Drilling – All rights reserved

Inzwischen hat er die ersten Hürden gemeistert und Meilensteine absolviert. Etwa anderthalb Jahre nach Marktstart zahlt sich der strikte Businessplan mit einem Unternehmen, das so tragfähig wie seine eigene Uhr ist, aus. Qualitätsprodukte mit viel Spielraum in der individuellen Gestaltung, ein guter Service und eine schlanke Unternehmensstruktur mit kurzen Wegen sind der Schlüssel zum Erfolg. Matthias Kieser selbst behält die Zügel in der Hand. Neben seinen Aufgaben als Geschäftsführer und Designer ist er derjenige, der die Uhrenteile tatsächlich in seiner Werkstatt herstellt und in Handarbeit finissiert, die Materialien einkauft und für seine Kunden und Interessenten persönlicher Ansprechpartner ist: Aufgaben, die in traditionellen Unternehmen meist Scharen von Menschen übernehmen. Darüber hinaus arbeitet Kieser mit einem Netzwerk externer Partner vom Fach zusammen: Lieferanten, technische Berater, einem Uhrmachermeister, einer Fotografin und wen man sonst noch so benötigt.

Vielversprechende Ankündigungen

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Der Blick hinter die Kulissen ist für mich immer unglaublich interessant, weswegen ich die Geschichte des Gründers hier so intensiv beschreibe. Wie transparent Kieser Design seinen Weg und Schaffensprozess mit uns teilt, verdient Anerkennung. 

Trotzdem wird eine Uhrenmarke zurecht an ihrem Endprodukt bemessen, über das wir noch gar nicht richtig gesprochen haben. Die tragwerk.T macht einige Versprechen. Da wäre die Individualität, die nicht zu kurz kommen und die Konkurrenz übertreffen soll. Während andere zwei, drei weitere Zifferblattfarben im Programm haben, möchte Kieser Design dem Kunden auch beim Gehäuse Gestaltungsmöglichkeiten freiräumen. 

Vom Rest soll sich ebenfalls die Gehäusekonstruktion abheben. Ein Exoskelett, das sich Matthias Kieser bei der Libelle abgeschaut hat, soll die Armbanduhr noch wirksamer vor äußeren Einflüssen schützen. Ideen der Natur verwenden, um technische Probleme zu lösen – das nennen wir Bionik.
Aber ob die hoch gesteckten Ziele in der Realität auch erreicht werden können? Das soll dieser Uhren-Test klären.

Das Gehäuse und sein Exoskelett erklärt

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Sein einzigartiges Gehäuse hat sich Matthias Kieser in weiser Voraussicht gleich patentieren lassen. Die ungewöhnliche Konstruktion zu beschreiben, fällt nicht leicht. Das innere Gehäuse (gefertigt aus Titan Grade 5) ähnelt dem geläufiger Uhrenmodelle. Umgeben ist es jedoch von einem Exoskelett (ebenfalls gefertigt aus einem rohen Stück Titan), welches das Gehäuse vor äußeren Einwirkungen, beispielsweise Stößen und Kratzern abschirmt. Das soll vor allem die Lebensdauer der Uhr verlängern. Gut gefällt mir die filigrane, futuristisch anmutende Formgebung des Exoskeletts, die auf den ersten Blick gar nicht nach Schutz, sondern vielmehr nach Zierelement aussieht. Doch der Eindruck täuscht: das Exoskelett erweist sich als äußerst funktional.

Dadurch, dass Kieser Design das Gehäuse der tragwerk.T ausschließlich aus Titan fertigt, kann der Hersteller ein geringes Gewicht von gerade einmal 47 Gramm realisieren! Getreu dem Motto „alles aus eigener Hand“ fertigt Kieser Design das Gehäuse (wie auch die Zifferblätter bis zum kleinsten Index, Zeiger, Rotoren und Schließen) in Eigenregie in einer Werkstatt in Frankfurt am Main. Zahlreiche Bilder und Videos dokumentieren, dass sich der Gründer ein breit gefächertes Arsenal an Verfahren und Techniken angeeignet hat, mit dem er die Komponenten der tragwerk.T herstellt. 

Von der Qualität der Materialien und Fertigung bin ich begeistert. Kieser Design hat ein Niveau erreicht, das problemlos mit dem etablierter Luxusmarken mithalten kann.

Die Kieser tragwerk.T am Handgelenk

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Wie trägt sich eine Uhr mit Exoskelett? Aufgrund des leichten Gewichts sehr gut – man spürt die Uhr im Alltag kaum. Mit einem Durchmesser von 42 Millimetern schließt die tragwerk.T größentechnisch niemanden aus. Überraschender finde ich jedoch die Lug-to-Lug-Maße. Diese beträgt – kaum zu glauben – ebenfalls nur 42 Millimeter. Erreicht wird dies durch das gebogene Exoskelett, das wuchtige Bandanstöße ersetzt. 

Kieser Design gibt eine Wasserdichtigkeit bis zu 10 bar an, mit der man problemlos schwimmen kann. Von Tauchgängen rate ich euch eher ab. Entspiegeltes, kratzfestes Saphirglas wurde auf Vorder- und Rückseite verbaut. 

Im Konfigurator

Kieser Design tragwerk.T Review
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Oft zeigt sich bei Unternehmen, dass sie zu sehr darauf fokussiert sind, was sie herstellen können, als darauf, was der Kunde benötigt. Bei Kieser hat der Kunde im Konfigurator etliche Möglichkeiten, die tragwerk.T nach eigenen Vorstellungen zu designen. Da fühlt man sich fast schon an Automarken erinnert. Am besten fängt man mit dem Zifferblatt an. Matthias Kieser hat sich hier von den Facettenaugen der Insekten inspirieren lassen und eine organisch anmutende 3D-Wabenstruktur entwickelt. Wahlweise steht ein gebürstetes Zifferblatt zur Verfügung. Beide Ausführungen sind in sechs Farbvarianten erhältlich. Danach widmet man sich Sekundenzeiger und Sekundenring. Zifferblatt und Indizes bestehen aus Titan. Durch SuperLuminova Leuchtbeschichtung wird die ohnehin schon sehr gute Ablesbarkeit auch bei Dunkelheit erreicht.

Das bei meinem Testmodell schwarz DLC-beschichtete Innengehäuse ist ebenso farblich abstimmbar. Selbst die Krone kann in titan oder schwarz bestellt werden, ganz wie man es mag. 

Uhrwerk und Armband der Kieser tragwerk.T

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Jede Kieser tragwerk.T wird von einem Sellita SW200 in Top-Ausführung angetrieben. In der Premium-Qualitätsstufe besticht es durch eine Ganggenauigkeit von -4/+4 Sekunden pro Tag – ein hervorragender Wert. Das Automatikwerk mit 38 Stunden Gangreserve wird von Kieser Design modifiziert. In Eigenregie wird ein komplett neuer Rotor gebaut. Um Gewicht zu sparen, besteht dieser (wie könnte es anders sein) nun aus Titan und 18kt Gold. Der Anblick durch die gläserne Rückseite ist imposant. Und auch hier kann der Kunde Hand anlegen (lassen). Rotor, Gehäuseschrauben und Werkhaltering können farblich an das Innengehäuse oder den Sekundenring angepasst werden. Auch eine andere der sechs Farben ist möglich. Grenzen sind hier keine gesetzt. Enttäuschende „Das geht nur mit dem und dem“-Pakete? Fehlanzeige! 

Kieser Design tragwerk.T Review
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Handgefertigte Cordura-Armbänder ermöglichen hohen Tragekomfort und halten einiges aus. Ihre Innenseite wird mit weichem Kalbsleder ausgekleidet. Man ahnt es schon: Beschränkungen gibt es auch hier kaum. Farblich könnt ihr die Naht absetzen oder farbiges Cordura ins Spiel bringen. Eine Schließe aus Titan – ebenfalls aus Kiesers eigener Werkstatt – gewährleistet sicheren Halt und ein auf das Gehäuse abgestimmtes Design. Kiesers Armbänder besitzen gewöhnliche Federstege und können mithilfe eines Werkzeuges innerhalb weniger Sekunden ausgetauscht werden.

Wem das immer noch nicht ausreicht, der kann den hohen Grad an Individualität auf die Spitze treiben. Matthias Kieser setzt auch Kundenwünsche um, die selbst der Konfigurator nicht erfüllen kann. Als Beispiele führt er Sonderfarben für Bauteile, spezielle Gravuren an gewünschten Stellen und Armbänder aus besonderen Materialien an. Natürlich treibt das den Preis je nach Aufwand weiter in die Höhe.

Mein abschließendes Fazit zur Kieser tragwerk.T

Kieser Design tragwerk.T Review
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Man denkt, man hätte schon alles gesehen: und dann begegnet man dieser Uhr! Die tragwerk.T ist meiner Meinung eine der spannendsten Uhren im Luxussegment. Matthias Kieser ist nicht der erste, der die „Custom Watch“ salonfähig macht. Dieses Projekt wirkt jedoch so ausgereift, wie ich es bisher kaum irgendwo gesehen habe. Das fängt beim Konzept der Bionik an, die bisherige Konstruktionen von Armbanduhren in Frage stellt und gleichzeitig ein spektakuläres Design mit hohem Wiedererkennungswert schafft. Hätte ich vor ein paar Wochen noch von einem „Insektendesign“ gehört, hätte ich Gruseliges vermutet. Die tragwerk.T ist jedoch alles andere als bizarr, sondern eine ernstzunehmende Luxusuhr. 

Das wird nicht zuletzt durch die sorgfältig ausgewählten und verarbeiteten Materialien garantiert. Man merkt, dass Matthias Kieser alle Bereiche selbst leitet, was hohe Qualität und ein stimmiges Gesamtbild garantiert. 

Dann wären da noch die zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten, bei denen ich immer noch staune, wie man diese in einer einzelnen Werkstatt in Frankfurt am Main herstellen kann. 

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Gute Qualität, ein hohes Maß an Selbstbestimmung in der Gestaltung und der enge Kontakt zum Kunden haben jedoch ihren Preis. Damit meine ich nicht einmal den Geldbetrag, den ihr für die Kieser tragwerk.T bezahlen müsst. Ähnlich wie bei einem selbst konfigurierten Auto ist die Bestellung eines tragwerk.T-Exemplars mit Wartezeiten verbunden. Logisch, die Anfrage ist hoch und Kieser Design steht für vieles, aber sicherlich nicht für Massenproduktion. Im Jahr werden nur rund 50 Uhren gefertigt. 

Preise beginnen üblicherweise ab 5.400,- Euro. Die Konfiguration, wie ihr sie auf meinen Fotos seht, kostet aktuell 6.540,- Euro.

Alle wichtigen Infos und Links findet ihr wie immer im Folgenden.

Mehr über Kieser Design und die tragwerk.T

Hier geht’s zum Konfigurator im Shop

Homepage von Kieser Design

Galerie

Technische Daten

Nametragwerk.T

Referenznummerk.A.

MarkeKieser Design

KategorieSportuhr

Preis abab 5.400,- Euro

Garantie2 Jahre

Gehäuse MaterialDLC-Beschichtung / Titan

Diameter42.00 mm

Höhe11.20 mm

UhrenglasAntireflexbeschichtung / Saphirglas

UhrentypAutomatik

Wasserdicht10 bar (100 m / 330 ft)

Uhrwerk NameSellita SW200 (Ausführung TOP, hauseigener Umbau)

Ganggenauigkeit38 Stunden

FunktionenDatum / Minute / Sekunde / Stunde

Ziffernblattfarbewählbar

Indizesstrichförmig

BesonderheitenSwiss Super-LumiNova® / transparenter Gehäuseboden

LünetteDLC-Beschichtung / Titan

Armband Farbewählbar

Armband MaterialCordura

SchließeDornschließe / Titan

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